Perú Tag 15: Vinicunca/Regenbogen-Berg/Rainbow Mountain – Beim Massentourismus ganz weit oben

Heute endet die Grundversion der Reise mit einem optionalen Ausflug

geschrieben von Janni Freitag, 17. Mai 2024 um 22:57 Uhr

Heute steht der zweite optionale Ausflug an. Abholung ist um 4:15. Ja, morgens. Bis auf unsere zwei Schwestern machen alle mit, also 22 Teilnehmer. Wir bekommen einen 18er-Bus für uns und einen einen 15er geteilt mit anderen.

Erster Halt ist das Frühstücksrestaurant. Das erreichen wir nach anderthalb Stunden Fahrt, wobei die letzte halbe Stunde die Luft im Minibus so schlecht ist, dass ich keinen Hunger mehr habe. Frühstück und Mittagessen sind im Preis von 55 Euro enthalten.

Auch bei der zweistündigen Weiterfahrt vom Frühstück zum Parkplatz ist das mit der Lüftung ein Problem, was dazu führt, dass ich im T-Shirt im Bus sitze, andere mit Pudelmütze und Thermohandschuhen. Immerhin wird mir nicht wieder übel, während vielen anderen eher von der Aussicht übel wird, da es neben der Straße sehr weit runter geht.

Straße zum Vinicunca (Rainbow Mountain)
Straße zum Vinicunca (Rainbow Mountain)

Der Parkplatz befindet sich auf 4700 Metern Höhe und ist voll mit Minibussen. Wir machen uns auf den Weg nach oben. Es gibt grundsätzlich drei Alternativen zum Gehen zu Fuß: Per Pferd kommt man auf etwa 2/3 des Weges. Per Motorrad oder Quad kommt man auf etwa 4/5 des Weges. Sagt einem bloß keiner. Es kostet jeweils 70 S/ rauf und 20 S/ runter. Das gilt auch für Teilstrecken, die nur per Pferd zurückgelegt werden können, da die Kraftfahrzeuge eine eigene Route nehmen.

Ich nehme für das mittlere Drittel ein Pferd, weil ich nicht weiß, dass die Pferde nur bis 2/3 des Weges laufen. Ich habe Angst, dass das Pferd mich abwerfen könnte, aber alles geht gut. Am Endpunkt der Pferderoute angekommen schließe ich mich einer anderen aus unserer Gruppe an und laufe den restlichen Weg zu Fuß. Das obere Drittel dürfte das anstrengendste sein.

Als erstes gehen wir zum Endpunkt der Motorräder und Quads. Dort gibt es zwei riesige Hände, auf die man sich stellen kann, aber da bereits einige Leute dafür Schlange stehen, lassen wir das lieber, und bewundern das Gebirge im Süden.

Blick vom Endpunkt der Motorräder und Quads auf das Gebirge im Süden
Blick vom Endpunkt der Motorräder und Quads auf das Gebirge im Süden

Während wir das tun, kippt ein Motorrad mit einer Frau und einem Kleinkind drauf in einer Kurve um. Okay, Motorrad ist auch nicht so sicher. Vielleicht ist Quad besser? Oder gehen. Aber dafür braucht man halt auch Kondition und darf nicht, wie wir es ein paar Mal gesehen haben, umkippen.

Kommen wir nun aber endlich zum Vinicunca, auch Regenbogen-Berg oder Rainbow Mountain genannt. Von ganz oben vom gegenüberliegenden Gipfel (dem Aussichtspunkt auf 5036 Metern) sieht das so aus:

Vinicunca (Winikunka), auch Regenbogen-Berg oder Rainbow Mountain
Vinicunca (Winikunka), auch Regenbogen-Berg oder Rainbow Mountain

Wir sind alle positiv überrascht, dass der Berg tatsächlich sehr ähnlich wie auf Werbefotos aussieht.

Ansonsten gibt es dort oben noch eine Möglichkeit, sich mit einem Alpaka mit Sonnenbrille fotografieren zu lassen oder sich einen Stempel für den Reisepass zu holen (2 S/). Ich hole mir den Stempel, da dies sowieso die letzte Reise mit meinem aktuellen Reisepass ist – die Ausreise aus Peru läuft ohne Stempel und bei der Einreise in die EU kann ich meinen Perso zeigen, somit ist ein Risiko durch Spaß-Stempel ausgeschlossen. Aber es hat sich auch niemand über zwei verschiedene Ausreisestempel aus Namibia und den Ausreisestempel aus Lesotho vom 31. Juni 2017 beschwert, so what?

Der Guide macht Stress, dass wir alle wieder runter sollen. Das geht tatsächlich recht schnell und ohne zu große Anstrengung.

Blick vom Vinicunca-Aussichtspunkt nach Westen, unten rechts der Normalweg, links die Hände und dahinter der Motorradweg
Blick vom Vinicunca-Aussichtspunkt nach Westen, unten rechts der Normalweg, links die Hände und dahinter der Motorradweg

Leider ist es nicht möglich, den gesamten Minibusparkplatz zu fotografieren, aber glaubt mir einfach, wenn ich sage, dass da für etwa 100 Minibusse Platz ist, die jeweils 15 bis 18 Leute fassen.

Entsprechend stark stinkt es bei unserer Rückkehr nach Abgasen. Dann geht es zum Mittagessen. Das ist wohl einigermaßen okay für den Preis, würde ich schätzen. Anders als beim Frühstück ist es diesmal auch einigermaßen warm.

Da der Guide schon wieder Stress macht, kommen wir nicht dazu, die beiden warmen Nachtische zu probieren – die meisten haben sie glaube ich auch gar nicht gesehen, da sie in unauffälligen Tonbehältern waren.


Die Fahrt zurück nach Cusco dauert länger als die Hinfahrt. Und damit endet das Blog für die Grundversion der Reise. Morgen geht es mit den zwei Tagen der – völlig überteuerten, dazu kommen wir aber dann – Verlängerung weiter. Im Anschluss kommt noch mein 7-tägiger Eigenanteil, der deutlich billiger war das die offizielle Verlängerung.


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Perú Tag 14: Cusco (Stadtrundgang, Dominikanerkloster/Qurikancha, Cristo Blanco, Saqsaywaman) – In der Hauptstadt der Inka

Heute gibt’s das letzte Mal Kultur auf dieser Reise. Danach geht’s mit Natur weiter.

geschrieben von Janni Freitag, 17. Mai 2024 um 03:25 Uhr

9 Uhr. Los geht’s auf die Straßen von Cusco.

Bei einem Stadtrundgang ausgehend von San Blas kann man auch mal zur Kirche gehen. Die hat angeblich die schönste Kanzel der Welt – und geschlossen. Schade. (Ein Bild folgt später.)

Cuesta de San Blas in Cusco, Richtung Hatunrumiyoc
Cuesta de San Blas in Cusco, Richtung Hatunrumiyoc

Etwas anderes, wofür die Kirche bekannt ist, können wir hingegen sehen, als wir von dort dort über die Cuesta de San Blas zur Straße Hatunrumiyoc gehen:

Darstellung von Heiligen mit langem Hals an einem Laden in der Straße Hatunrumiyoc in Cusco, ähnlich wie man sie in der Kirche von San Blas sehen würde
Darstellung von Heiligen mit langem Hals an einem Laden in der Straße Hatunrumiyoc in Cusco, ähnlich wie man sie in der Kirche von San Blas sehen würde

Die Strßae Hatunrumiyoc ist bekannt für den zwölfeckigen Stein an der Inka-Mauer.

Zwölfeckiger Stein in der Straße Hatunrumiyoc in Cusco
Zwölfeckiger Stein in der Straße Hatunrumiyoc in Cusco
Inka-Mauer in der Straße Hatunrumiyoc in Cusco
Inka-Mauer in der Straße Hatunrumiyoc in Cusco

Weiter geht’s zur Plaza de Armas. Seit Peru Militär hat, wurden die größten Plätze der Städte im Land so genannt, da hier Paraden stattfanden.

Jesuitenkirche von Cusco vom Plaza de Armas (Playa Mayor)
Jesuitenkirche von Cusco vom Plaza de Armas (Playa Mayor)

Zu Inka-Zeiten hieß er Platz der Freude. Nachdem der Dominikanerorden hier viele Schandtaten an den Inka verübt hatte, wurde er in Platz der Klage umbenannt.

Die namenslose Kathedrale, zu der die Stufen auf dem Bild oben hinaufführen, ist wegen des Gottesdienstes geschlossen. Außerhalb der Gottesdienste kostet sie Eintritt.

Während wir die Erklärung bekommen, haben zwei Straßenhunde direkt vor der Kathedrale Sex. Ein dritter Hund bellt und ein vierter guckt zu. Ein paar Meter deneben steht die Polizei und guckt auch zu.

Vom Platz gehen wir zum Dominikanerkloster, dem Convento de Santo Domingo de Guzmán, das im 17. Jahrhundert über den Inka-Tempel Qurikancha drübergebaut wurde.

Hauptkirche des Dominikanerklosters (Convento de Santo Domingo de Guzmán) in Cusco
Hauptkirche des Dominikanerklosters (Convento de Santo Domingo de Guzmán) in Cusco

Erst als ein Erdbeben 1950 den Putz den Inka-Wänden holte, wurden diese wieder sichtbar. Die fugenlose Inka-Architektur war wohl robuster als die moderne.

Loch in Inka-Mauern des Dominikanerklosters (Convento de Santo Domingo de Guzmán) von Cusco
Loch in Inka-Mauern des Dominikanerklosters (Convento de Santo Domingo de Guzmán) von Cusco

Ganz perfekt war die Inka-Architektur übrigens nicht:

Korrektur einer Inka-Mauer im Dominikanerklosters (Convento de Santo Domingo de Guzmán) in Cusco
Korrektur einer Inka-Mauer im Dominikanerklosters (Convento de Santo Domingo de Guzmán) in Cusco
Modell vom Tempel Qurikancha, über den das Dominikanerklosters (Convento de Santo Domingo de Guzmán) in Cusco drübergebaut wurde – sämtliches Gold wurde natürlich entwendet
Modell vom Tempel Qurikancha, über den das Dominikanerklosters (Convento de Santo Domingo de Guzmán) in Cusco drübergebaut wurde – sämtliches Gold wurde natürlich entwendet
Innenhof des Dominikanerklosters (Convento de Santo Domingo de Guzmán) in Cusco
Innenhof des Dominikanerklosters (Convento de Santo Domingo de Guzmán) in Cusco

Unser Bus holt uns ab.

Cristo Blanco

Der Cristo Blanco sieht ein bisschen aus wie eine kleine Version vom Cristo Redentor.

Ausblick vom Cristo Blanco auf Cusco
Ausblick vom Cristo Blanco auf Cusco
Cristo Blanco von Cusco
Cristo Blanco von Cusco

Saqsaywaman

Nicht nur die stichstraße zum Cristo ist bemerkenswert schlecht. Auch der Pfad, der vom runter zum Saqsaywaman-Tempel führt, ist eine Katastrophe.

Saqsaywaman in Cusco
Saqsaywaman in Cusco

Saqsaywaman soll der Haupttempel der Inka überhaupt gewesen sein. Dass er heute als Festung gedeutet wird, liegt wohl daran, dass er als solcher genutzt wurde, als die Spanier kamen.

Die Mauer von Saqsaywaman enthält Steine, die bis zu 130 Tonnen schwer sind
Die Mauer von Saqsaywaman enthält Steine, die bis zu 130 Tonnen schwer sind

Nach Besuch des Tempels fährt uns der Bus wenige hundert Meter zu einem Alpaka-Produkte-Laden. Danach fährt er uns zurück zum Hotel, aber wir steigen vorher aus und gehen zu Fuß zum Hotel. Dabei kommen wir auch an der San-Blas-Kirche vorbei, die sich von dort besser fotografieren lässt.

Iglesia de San Blas in Cusco
Iglesia de San Blas in Cusco


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Perú Tag 13: Aguas Calientes (Alcamayo-Wasserfälle, Museo de Sitio Manual Chávez Ballón, Botanischer Garten) – Mehr als Machu Picchu

Natürlich kommen die anderen Sehenswürdigkeiten von Aguas Calientes nicht an Machu Picchu ran, aber anschauen kann man sie trotzdem.

geschrieben von Janni Donnerstag, 16. Mai 2024 um 02:25 Uhr

Erstaunlicherweise bin ich nachts nicht durch den Lärm der Bahn aufgewacht. Die Züge fahren mitten durch die Stadt direkt an meinem Fenster vorbei. Noch schlimmer sind die Ansagen des Bahnhofs direkt gegenüber, denn die sind ellenlang und werden in Endlosschleife wiederholt.

Alcamayo-Wasserfälle (Cascadas Alcamayo)

Das Programm beginnt heute wieder erst um 9:30 Uhr. Da kann ich ja wieder irgendwo hochlaufen. Diesmal sind es die Alcamayo-Wasserfälle. Vom Ort fürt ein weg dorthin, der laut Google „größtenteils flach“ sein soll. Man muss aber erheblich hinauf. Dann muss man in einem Café Eintritt bezahlen – 20 S/, ziemlich teuer. Dann sieht man zwei Wasserfälle:

Alcamayo-Wasserfall 1 bei Aguas Calientes (Machupicchu Pueblo)
Alcamayo-Wasserfall 1 bei Aguas Calientes (Machupicchu Pueblo)
Alcamayo-Wasserfall 2 bei Aguas Calientes (Machupicchu Pueblo)
Alcamayo-Wasserfall 2 bei Aguas Calientes (Machupicchu Pueblo)

Auf dem Weg zurück zur Stadt begleitet mich der Hund aus dem Café bis fast zur Stadt.

Hund des Cafés an den Alcamayo-Wasserfällen
Hund des Cafés an den Alcamayo-Wasserfällen

Jetzt aber ganz schnell ins Hotel. Ich werde etwas zu spät. Sollen die anderen einfach schon loslaufen zum Museum, ich käme dann nach, schreibe ich. Bei 35 Minuten bis zu zum Museum laut Google sollte ich ja locker aufholen können.

Museo de Sitio Manual Chávez Ballón

Tatsächlich stehe ich, obwohl ich an der Brücke über den Urubamba unnötig aufgehalten wurde, innerhalb von 20 Minuten im Museum – allein. Ich rufe eine in der Gruppe an. Sie sind noch auf dem Weg, weil sie in der Stadt auf dem Hauptplatz waren. Ich laufe somit den halben Weg zur Stadt wieder zurück und dann wieder mit der Gruppe zum Museum. Hätte mir ja ruhig einer sagen können, dass sie nicht direkt zum Museum laufen!

Die Gruppe ist um ein Mitglied reicher geworden: Eine Motte hat sich auf Yovannas Pulli gesetzt. Sie wird uns jetzt einige Stunden begleiten, da sie sich auch von Bewegungen nicht stören lässt. Am Ende sitzt sie unter Yovannas am Kragen hängenden Sonnenbrille.

Ein Bärenspinner (Pachydota nervosa Syn. Pseudischnocampa nervosa)
Ein Bärenspinner (Pachydota nervosa Syn. Pseudischnocampa nervosa)

Der Rest der Gruppe ist irritiert, dass ich überhaupt Wasserfälle besucht habe. Im Programm stehen nämlich welche, die aber ausfallen. Die seien aber in die andere Richtung (in der auch das Museum ist) und „kaputt“, meint Yovanna.

Das Museum widmet sich Machu Picchu. Es präsentiert Rekonstruktionen und Funde.

Töpferwaren aus Machu Picchu im Museo de Sitio Manual Chávez Ballón bei Aguas Calientes (Machupicchu Pueblo)
Töpferwaren aus Machu Picchu im Museo de Sitio Manual Chávez Ballón bei Aguas Calientes (Machupicchu Pueblo)
Morgenstern aus Machu Picchu im Museo de Sitio Manual Chávez Ballón bei Aguas Calientes (Machupicchu Pueblo)
Morgenstern aus Machu Picchu im Museo de Sitio Manual Chávez Ballón bei Aguas Calientes (Machupicchu Pueblo)

Einziger in Machu Picchu gefundener Gegenstand aus Edelmetall ist ein goldener Armreif. Er wurde 1999 gefunden. Daher geht man davon aus, dass Hiram Bingham andere Edelmetallgegenstände geklaut und in sein Heimatland USA gebracht.

Goldener Armreif aus Machu Picchu im Museo de Sitio Manual Chávez Ballón bei Aguas Calientes (Machupicchu Pueblo)
Goldener Armreif aus Machu Picchu im Museo de Sitio Manual Chávez Ballón bei Aguas Calientes (Machupicchu Pueblo)

Botanischer Garten

Der Gärtner lädt uns ein, uns den botanischen Garten des Museums zu zeigen. Er spricht nur Spanisch, aber Yovanna übersetzt.

Eine Phragmipedium-Orchidee, wenn man die langen Blütenblätter mitzählt, eine der größten Orchidee der Welt; auffällig ist auch die schuhförmige Blüte
Eine Phragmipedium-Orchidee, wenn man die langen Blütenblätter mitzählt, eine der größten Orchidee der Welt; auffällig ist auch die schuhförmige Blüte
Im Botanischen Garten des Museo de Sitio Manual Chávez Ballón
Im Botanischen Garten des Museo de Sitio Manual Chávez Ballón
Eine Ananas
Eine Ananas mit mehreren Früchten (insgesamt mindestens drei, davon zwei hier sichtbar)
Eine Ananas-Blüte
Eine Ananas-Blüte
Eine Abutilon-Blüte
Eine Abutilon-Blüte
Eine Tillandsie
Eine Tillandsie

Nach Rückkehr zum Ort, der etwa 2,5 Kilometer vom mitten im Nirgendwo gelegenen Museum entfernt ist, gehen wir zum Mittagessen. Ich schaue mir noch den zentralen Marktplatz an, den ich heute Vormittag verpasst habe.

Plaza Manco Capac in Aguas Calientes (Machupicchu Pueblo)
Plaza Manco Capac in Aguas Calientes (Machupicchu Pueblo)

Mit der Bahn zurück

Wir fahren mit der Bahn nach Cusco. Wir sind 40 Minuten vor Abfahrt im Bahnhof. Man soll 30 Minuten vor Abfahrt da sein, steht auf dem Ticket. Wenn du deinem Psychologen sagst, dass du in Deutschland mehr als 5 Minuten vor Abfahrt am Bahnhof bist, schreibt der dir sicher eine schwere Zwangsstörung ins Attest. Und in Peru ist das normal. So kann man dann mindestens eine halbe Stunde lang immer dieselbe Ansage in ununterbrochener Dauerschleife anhören. Okay, manchmal wird doch unterbrochen, weil sie jemanden suchen, aber auch das immer und immer wieder. Im Vergleich zu einem peruanischen Provinzbahnhof ist jeder deutscher Hauptbahnhof eine Entspannungsoase.

Die Bahn fährt gut 10 Minuten zu spät ab. Nach 30 Minuten Schaukeln bei 25 km/h (das ist die übliche Höchstgeschwindigkeit, in der Gegend um Ollantaytambo ist die maximale Geschwindigkeit teils 39 km/h) machen wir am Halt Cedrobamba eine Notbremsung. Am Fenster läuft ein Mitarbeiter von Perurail mit Sturmmaske und Handschuhen herum. Nach rund 10 Minuten geht es weiter, was die Leute im Wagen mit Jubel empfangen.


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Perú Tag 12: Machu Picchu – Matsch u. Poncho

Fällt unser Besuch der bekanntesten Inka-Stätte ins Wasser oder gibt es Hoffnung?

geschrieben von Janni Mittwoch, 15. Mai 2024 um 06:37 Uhr

Bei meiner Rückkehr im Hotel feiern wir kurz den 31. Geburtstag einer Mitreisenden mit einem Ständchen und den zweiten Jahrestages eines unserer zwei Pärchen. Außer den Pärchen gibt es 16 Mädels und 4 Jungs.

Zug der Perurail
Zug der Perurail
Expedition-Wagen der Perurail von innen
Expedition-Wagen der Perurail von innen

Vom Hotel laufen wir zum Bahnhof. Der Zug fährt pünktlich in Ollantaytambo ab und Yovanna verteilt den Geburtstagskuchen. Bereits in den zehn Minuten, die wir vor der Abfahrt schon im Zug sitzen, regnet es leicht. Am Verlauf der Fahrt wird es schlimmer. Irgendwann leckt es deutlich auf meinen Laptop, auch ein Stück weiter vorne läuft Wasser von der Decke. Das Zugpersonal versucht, die Löcher mit Verbandsmaterial zu stopfen.

Mit Verbandsmarterial geflickter Zug von Perurail
Mit Verbandsmarterial geflickter Zug von Perurail

Im Laufe der Fahrt wird der Regen immer mehr, aber so richtig schlimm wird es erst nach unserer Ankunft in Aguas Calientes, auch Machu Picchu Pueblo (Machu Picchu-Dorf) genannt. Wir sind über eine Viertelstunde zu spät am Bahnhof Machupicchu (eigentlich Aguas Calientes).

Vom Bahnhof müssen wir durch ein Labyrinth aus unzähligen Ständen. Falls ihr schon mal bei irgendwelchen historischen Stätten in Ägypten wart: Es sieht hier in Peru zwar genau so aus, ist aber vieel größer als alles, was ich in Ägypten gesehen habe. Und das heißt schon was.

Bis es um 14 Uhr los geht, können wir noch etwas essen. Der Regen wird zu einem wahrhaften Wolkenbruch.

Um 14 Uhr gehen wir vom Hotel zur Bushaltestelle, wo wir noch etwas anstehen müssen. Im Bus darf man übrigens keinen Poncho tragen. Wer seinen Reisepass schonen möchte, kann praktisch auch den Perso benutzen. Dass die Ausweisnummern dann natürlich nicht übereinstimmen, hat bei mir keinen interessiert.

Lamas werden in der Anlage von Machu Picchu zur Landschaftspflege eingesetzt, hier ein junges Lama
Lamas werden in der Anlage von Machu Picchu zur Landschaftspflege eingesetzt, hier ein junges Lama

Der Weg führt zunächst oberhalb von Machu Picchu herum, sodass man Bilder von der ganzen Anlage machen kann – wenn sie denn sichtbar ist. Es könnte aber noch schlimmer sein, meint Yovanna. Manchmal kann man nur 2 Meter nach vorne gucken. So schlimm ist es heute nicht.

Machu Picchu („alter Berg“) stammt aus dem 15. Jahrhundert, in dem eigentlich keine neuen Anlagen errichtet, sondern lediglich alte erneuert wurden. Namensgeber ist ein Berg in der Umgebung, der deutlich weiter weg ist als der Wayna Picchu (auch Huayna Picchu, „junger Berg“), der auf den meisten Bildern der Stätte zu sehen ist und von 400 Touristen pro Tag bestiegen werden kann. Auffällig sind die bis an den Gipfel heranreichenden Terrassen.

Berg Machu Picchu
Berg Machu Picchu
Gipfel des Wayna Picchu mit den auffälligen Terrassen
Gipfel des Wayna Picchu mit den auffälligen Terrassen

Der zeitgenössische Name von Machu Picchu ist nicht bekannt, ebenso der Sinn. Spekulationen gehen von einem Feriendomiziel, Astronomie (dafür aber viel zu oft Nebel) bis zu einer normalen Stadt. Letzteres ist die am weitesten verbreitete Meinung und National Geographic hat dazu Rekonstruktionsbilder erstellt.

Als Entdecker gilt heute Hiram Bingham, der 1911 „El Dorado“ suchte. Er erfuhr auf seiner Expedition durch Befragung lokaler Bauern von der Existenz von Machu Picchu, das aber völlig zugewuchert war. Drei Familien lebten auf dem Gebiet und betrieben Landwirtschaft. Freigelegt und restauriert sind heute etwa 30% der Anlage.

Bingham fand aber keinerlei Edelmetalle sondern neben den Gebäuden nur Skelette und Werkzeuge. Er ist auch nicht der richtige Entdecker, da es mehrere Leute gab, die ziemlich sicher schon da waren.

Ruinenstätte Machu Picchu
Ruinenstätte Machu Picchu

Die Anzahl der Besucher ist heute begrenzt. Dennoch rutscht Machu Picchu laut einer japanischen Studie jedes Jahr um 4 mm ab.

Haupttempel von Machu Picchu mit beschädigter Wand
Haupttempel von Machu Picchu mit beschädigter Wand
Diese runden Teller werden als mit Wasser gefüllte Hilfsmittel zur indirekten Beobachtung von Sonne und Mond interpretiert
Diese runden Teller werden als mit Wasser gefüllte Hilfsmittel zur indirekten Beobachtung von Sonne und Mond interpretiert

Vermutlich aufgrund des vielen Matsches ist die „Inka-Brücke“ gesperrt, die man vom Weg über die Terrassen am Anfang des Rundwegs erreichen könnte.

Außer Ruinen gibt es einige Tiere. Neben den Lamas, die das Gras kurz halten und auf den Terrassen am Anfang des vorgeschriebenen Rundwegs allgegenwärtig sind, gibt es noch Morgenammern (spatzengroße Singvögel) und Peruanische Hasenmäuse.

Peruanische Hasenmaus (ein Bergviscacha)
Peruanische Hasenmaus (ein Bergviscacha)

Die Hasenmäuse sitzen meist irgendwo erhöht herum und sind gut getarnt. Manchmal machen sie über eine längere Zeit sehr lustige Geräusche.

Ebenfalls begeistert uns der (trotz des Nebels!) farbenprächtige botanische Garten, auch wenn er sehr klein ist.

Botanischer Garten in Machu Picchu
Botanischer Garten in Machu Picchu
Anhand der hervortretenden „Noppen“ am Giebel weiß mann, wo bei einem Haus außen ist
Anhand der hervortretenden „Noppen“ am Giebel weiß mann, wo bei einem Haus außen ist

Das obige Bild ist aber aus einem anderen Grund hier: Als wir fast durch sind, klart der Himmel auf. Allerdings kommt die Sonne nie wirklich durch und dann setzt auch noch ein Nebel durch Verdunstung ein. Und da ein fest vorgeschriebener Rundweg genutzt werden muss, könnten wir eh nicht zurück zu den Terrassen mit der tollen Aussicht.

Kondortempel (unten links) und der einzige größere Baum der Anlage
Kondortempel (unten links) und der einzige größere Baum der Anlage

Auf einem Bild aus dem Jahr 2018 auf Wikipedia hat der Baum beim Kondortempel noch eine vollständig grüne Krone.

Als es schon dämmert, nehmen wir einen der letzten Busse runter nach Aguas Calientes. Pro Richtung kostet der 12$. Da sieht man mal wieder, was für ein Shithole das hier ist, dass die eigene Währung nicht genutzt wird. Der Eintritt für Machu Picchu kostet 152 S/, also etwa 37,50 Euro. Der Preis für den Zug ist nicht aufgedruckt.


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Perú Morgen 12: Pinkuylluna Ollantaytambo – Der Berg ruft

Kostenlose Sehenswürdigkeiten? Die kann man auch mit wenig Zeit mal mitnehmen.

geschrieben von Janni Dienstag, 14. Mai 2024 um 20:42 Uhr

Vieles kostet in Peru Geld. Aber Pinkuylluna am gleichnamigen Berg kann man kostenlos besuchen. Eigentlich hätte man es vom Sonnenstand am besten gestern Nachmittag besuchen sollen. Aber wir sind um kurz vor 16 im Hotel angekommen und obwohl Pinkuylluna kostenlos ist, hat es Öffnungszeiten (7:30-16:30) und jemanden, der am Eingang sitzt. Oder sitzen sollte, in den dem Häuschen sitzt bei meiner Ankunft niemand.

Ausblick von Pinkuylluna auf Ollantaytambo
Ausblick von Pinkuylluna auf Ollantaytambo

Ich habe leider nicht so viel Zeit, um mir mehr als das erste große Gebäude anzugucken, das als Lagerhaus interpretiert wird. Insgesamt nur 50 Minuten. Eine Komplettansicht war gestern auf einem Bild von Ollantaytambo zu sehen.

Ollantaytambo vom Sonnentempel seiner achäologischen Stätte aus gesehen
Ollantaytambo vom Sonnentempel seiner achäologischen Stätte aus gesehen

Diesmal bin ich aber direkt bei dem Lagerhaus selbst, das noch deutlich höher liegt als der Sonnentempel gestern.

Gang im Lagerhaus von Pinkuylluna bei Ollantaytambo
Gang im Lagerhaus von Pinkuylluna bei Ollantaytambo
Im Lagerhaus von Pinkuylluna bei Ollantaytambo
Im Lagerhaus von Pinkuylluna bei Ollantaytambo
Lagerhaus von Pinkuylluna bei Ollantaytambo
Lagerhaus von Pinkuylluna bei Ollantaytambo

Oh, in 19 Minuten laufen wir schon zum Bahnhof! Dann mal schnell wieder runter.


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